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In Teil 2 aus meiner Medienkompetenz-Reihe erfährst du, was genau Social Bots sind und wie du sie erkennen kannst.
Noch nicht lang ist’s her, dass ich mich bei Facebook zu einem “Like” unter einem Gewinnspiel verleiten ließ und gemäß den Teilnahmekonditionen diesen Beitrag in meiner Facebook-Chronik teilte. Eine Reise inklusive Taschengeld lockte als Hauptgewinn. Plötzlich ein vertrautes “Pling”; der Facebook-Messenger öffnete sich: “Vielen Dank, dass du an unserem Gewinnspiel teilnehmen möchtest. Zur Bestätigung schreibe bitte hier direkt als Antwort: ‘Ja!’ So gelangst du in den Lostopf.” Oha… also doch nicht nur “liken” und “teilen”? Auf mein “Ja” folgten tägliche Werbenachrichten im Messenger, weshalb ich nach nur wenigen Tagen die Bitte, den Nachrichtenverkehr einzustellen, versendete. Hierauf bekam ich eine standardisierte Rückmeldung: “Schade, dass du dir diese Chance entgehen lassen möchtest. Du kannst es dir jederzeit wieder anders überlegen. Wir wünschen dir noch einen schönen Tag!”
Die rudimentäre Kommunikation des künstlichen Menschen
Dass es sich ein/e Kundenbetreuer*in besonders einfach gemacht hat, ist weniger wahrscheinlich, als dass ein Social Bot automatisierte Antworten versendet. Social Bots sind Roboter, die menschliche Kommunikation nachahmen, zumeist noch rudimentär programmiert, so dass bei genauerem Hinlesen ein Aufdecken der Fake-Identität möglich wird. Während manche Bots menschliche Identitäten vortäuschen, um Meinungsmache zu betreiben, sind andere Bots leichter zu identifizieren und übernehmen beispielsweise im Kundenservice, wie oben beschrieben, Aufgaben der “einfachen” Kommunikation. Diese Form der Bots zu Informationszwecken ist die ursprünglichere; ihr Einsatz zu Manipulationszwecken entwickelte sich erst später.
Mischform aus Mensch und Maschine
Mittlerweile existieren Hybridformen, die sich aus Social Bots und Mensch zusammensetzen. So können beispielsweise Standardfragen durch die Roboter beantwortet werden; wird die Unterhaltung komplexer, schaltet sich eine reale Person ein. Deshalb wird es immer schwieriger, Social Bots zu erkennen. Sie zu programmieren ist jedoch nicht schwierig. Sie handeln nach festgelegten Ereignisketten, also Algorithmen, suchen nach Keywords oder Hashtags, auf die sie sich beziehen und werden aktiv, wenn sie passende Inhalte gefunden haben. Dann kommentieren sie Beiträge, beginnen Gespräche oder teilen Postings. Ihre Kommunikationsbausteine finden sie in bereits vorhandenen Texten im Internet. Zum Teil ergibt deren Zusammenstellung nur wenig Sinn. Was mit dem Einsatz von Social Bots erreicht werden soll, ist abhängig von der Zielsetzung ihrer Programmierer*innen oder Auftraggeber*innen: Einen Beitrag trollen, also z.B. Beleidigungen streuen, um von der eigentlichen Thematik abzulenken, eine Meinung verfälschen oder auch Trends setzen: So “trenden” auf Twitter Beiträge, deren Hashtags besonders häufig Verwendung finden.
Was Social Bots kosten
Laut Prof. Hegelich, Professor of Political Data Science der TU München, können 10.000 Twitter-Accounts über eine einzige Software gesteuert werden. Das kostet ca. 500 US-Dollar. Eintausend gefälschte Konten kosten auf Twitter 45 US-Dollar, auf Facebook 150 US-Dollar (Zahlen aus diesem Welt-Artikel). Einem Botnetzwerk können laut correctiv.org bis zu 500.000 Konten zugeordnet werden. Dieses Netzwerk agiert im Kollektiv; was das bewirken kann, ist gut vorstellbar. Als Bezugsgröße wird immer wieder der Einfluss von Social Bots im US-Wahlkampf genannt: 30% der Twitter-Follower von Trump und Clinton sollen demnach Roboter gewesen sein.
Sind diese Roboter eine reale Gefahr?
Wie sehr Social Bots die Meinungsbildung tatsächlich beeinflussen, kann erstmal nur gemutmaßt werden; eine empirische Nachweisbarkeit der Wirkungsweise von den imitierenden Robotern ist schwierig, denn die Forschung steckt noch in den Kinderschuhen. Die ständige Weiterentwicklung ihrer Komplexität veranlasst dazu, sich die Kommunikationsstrukturen und das Auftreten von Social Bots genauer anzusehen.
Teil 1 verpasst? Hier geht’s um Fake News:
…und hier gibt’s 8 Möglichkeiten, Fake News zu erkennen:
Medienkompetenter werden: 8 Möglichkeiten, Fake News zu erkennen
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Muss man noch warten? Wann könnte es soweit sein
Hallo Oliver,
es wird sehr bald soweit sein 🙂
Der Artikel ist fertig und wird in den nächsten Tagen veröffentlicht.
Viele Grüße!
UPDATE am 14.03.18: Der Beitrag ist nun online und im Text verlinkt 🙂