Beitragsbild Flüchtlingspolitik

Wenn ein Flüchtling plötzlich kein Fremder mehr ist

Ich hab länger überlegt,ob ich selbst einen Beitrag zur Thematik Flüchtlingspolitik schreiben soll,

…aber allein im Angesicht der aktuellen Geschehnisse liegt es mir am Herzen, einige Worte loszuwerden, da ich es wichtig finde, Stellung zu beziehen, damit braun gefärbten Ideen entschieden entgegengetreten wird!

Jeder einzelne Mensch, der aufgrund von fehlinterpretierter und missbrauchter Religion sterben muss, ist ein Mensch zu viel! Jedoch trauern die meisten erst, wenn die Bedrohung näher rückt. Wenn man selbst betroffen sein könnte oder die Menschen, die man liebt, dann beginnt man, nachzudenken.

Wir haben verlernt, um massenhaft Tote zu trauern

…weil die Medien uns Krieg als etwas Normales und Alltägliches suggerieren. Wahrscheinlich ist es ebenso Schutzmechanismus unserer Selbst, Massen von Kriegsopfern auf der Welt kaum mehr zu registrieren.

Aus kapitalistischen Gründen, weil Krieg die Wirtschaft fördert, richten wir (ich spreche hier von den Politikern, die für uns handeln) uns gegenseitig zu Grunde und produzieren dabei ganz nebenbei Hass, der psychisch-gestörte Menschen hervorbringt. Aus keinem anderen Grund wird Krieg geführt! So traurig ist die Wahrheit.

Mitmenschen, die aus ihrem Land fliehen, tun dies nicht aus Langeweile! Mir wäre auch lieber, wenn diese Menschen ihrer Heimat nicht beraubt wären. Aber der Krieg lässt das nicht zu und scheint ja niemals ein Ende zu finden, nein, es wird sogar immer schlimmer.

Einige Leute in meiner Freundesliste bei Facebook

(…und das hat mich in den letzten Wochen mehr als erschreckt) haben keine Ahnung und argumentieren nur aus Gründen der Angst, ihren eigenen Wohlstand bedroht zu sehen. Diese Leute will ich fragen: Wo ist euer Problem? Habt ihr eigentlich eine Ahnung, wie gut es euch geht? Ihr macht es euch verdammt leicht, Terroristen und Flüchtlinge gleichzusetzen. Die Flüchtlinge fliehen genau vor denselben Menschen, die hier jetzt ihr Unheil anrichten. Diese Flüchtlinge waren in ihrer Heimat keine Schmarotzer, sondern Leute mit einem Ansehen, Akademiker und sehr gebildete Leute. Die fangen hier bei null an. Dass Syrien z.B. diese Schicht nun verliert, destabilisiert das Land umso mehr.

Natürlich ist es eine schwierige Aufgabe,

die Massen an Menschen zu integrieren. Aber: Wir haben unseren Teil dazu beigetragen, dass es in deren Ländern so schrecklich zugeht. Jeder von uns sollte mal lieber über die Ursachen nachdenken und wie man dagegen angehen kann, anstatt dass immer mehr unschuldige Menschen totgebombt werden. Die Terroristen sind sowieso schon überall verteilt!

Keiner von euch hat was dafür getan, als Deutsche/-r geboren zu sein! Wie wäre das, wenn ihr von Zuhause fliehen müsstet, keine Ahnung, wie es euren Lieben ergeht?! Und man euch dann die Tore verschließt?

Ich möchte ein Zitat von einem meiner Schüler aus dem Irak wiedergeben, weil er mich berührt hat und ich so viel Wahres darin sehe. Es drückt präzise aus, was unser aller Problem ist. Der Junge ist 16 Jahre jung und ohne Familie hier, diese musste er zurücklassen. Er ist allein in Deutschland, seine Zukunft und die seiner Familie ist nicht sicher.

Und von wegen faules, kriminelles Pack und all die Horrorstories, die ich in den Medien höre:

Die Jungs sind motiviert, freundlich und total dankbar. Sie machen freiwillige Hausaufgaben und kommen gerne zum Unterricht! Ihr habt eure Feindbilder stupide aus den Medien übernommen, oder wer von euch hat reellen Kontakt zu einem Flüchtling?!
Natürlich gibt es auch schwarze Schafe. Das mag ich gar nicht bestreiten! Die gibt es aber überall. Und es ist klar, dass sich feindlich gesinnte Menschen den Flüchtlingsstrom zunutze machen, um selbst die Grenzen zu überqueren. Nur was ist die Alternative? Die tausende von Menschen, die uns gut gesinnt sind, im Stich zu lassen???

Aber jetzt mal zu seinen Worten, die mir seit vier Wochen nicht mehr aus dem Kopf gehen (teilweise sinngemäß umformuliert aufgrund sprachlicher Schwierigkeiten):

“Wenn ich hier in Deutschland gefragt werde welcher Religion ich angehöre und das passiert täglich, dann macht mich das jedes Mal traurig. Für mich hat die Religion keine Bedeutung, aber ich werde nur danach beurteilt. Ich sage immer: “Ich habe keine Religion!” und die Leute gucken dann komisch. Wenn ich das in meiner Heimat sagen würde, wäre ich sofort tot. Aber: Wir sind alle Menschen und wir sind alle gleich viel wert. Es kommt nicht auf die Religion an! Gott ist bei allen derselbe!”

Wahrscheinlich ist es sinnlos, die Verbohrten hier erreichen zu wollen. Vielleicht aber auch nicht.

Ich habe mit einigen Menschen gesprochen, die ganz verwundert darüber waren, dass die Jungs tatsächlich höflich, lieb und motiviert sind. Und das habe ich auch von vielen Kolleginnen so gehört. Diese Leute haben ihr Bild nochmal überdacht. Vielleicht war die Mühe ja nicht umsonst…

Wir sollten uns nicht gegeneinander ausspielen lassen! Und vielmehr einen Weg finden, in Frieden miteinander zu leben. Hört auf, gegeneinander zu arbeiten. Denn das schafft auch Widerstand auf der anderen Seite. Das ist ein Teufelskreis und jeder tut seinen Teil dazu oder dagegen bei.

Ein freundliches Gesicht kann so viel bewirken.

Wir müssen helfen, diese Menschen von vorn herein zu integrieren. Ein Ausschluss aus der Gemeinschaft produziert Hass. Es bilden sich feindliche Gruppen und das führt auf lange Sicht zu nichts! Die Menschen sind gewillt, sich unserer Kultur anzupassen. Wenn wir Ihnen dabei helfen, dann werden sie nicht dagegen arbeiten.
Vor allen Dingen sollten wir uns aber gegen den Krieg wehren und für den Frieden eintreten. Mehr Bomben werden das Böse nicht ausmerzen! Sie erzielen das Gegenteil. Lasst euch nicht alles vorkauen und übernehmt dann blind Meinungen. Und das ist meine Meinung.

Eure Marie

*Nachträgliche Anmerkung:

Aus gegebenem Anlass muss ich noch einen Nachtrag hinzufügen: Ich freue mich über sachliche Kommentare und nachvollziehbare Argumente. Auch andere Meinungen werden akzeptiert und dürfen ebenfalls gerne diskutiert werden. Jedoch werde ich keinerlei Kommentare, die beleidigend, unsachlich, rassistisch, sexistisch, hetzerisch oder in sonstiger Weise diffamierend sind, zulassen.

Urheberin Beitragsfoto: Marie-Christin Graener mit Canva

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