BEG-58

BEG-58: Auch DU kannst Solarenergie finanzieren!

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Warum ein Beitrag über eine Bürgerenergiegenossenschaft? Weil auch junge Menschen, vor allem StudentInnen, sich immer mehr mit dem Thema Solarenergie auseinander setzen; trotzdem jedoch nach wie vor jede Menge Bedarf an Mithilfe existiert. Wie einfach es ist, hier mitzumachen und was du damit bewirken kannst… lies selbst.

Ich bin mit Rolf Weber an einem sonnigen Tag in seinem Wohnhaus in Wetter verabredet, um mich mit ihm über die Bürger Energie Genossenschaft Hagen, auch BEG-58 genannt, zu unterhalten. Ruhig und idyllisch haben die Webers es hier: Vom Kirschbaum im Garten wird selbst geerntet und auf dem Dach befindet sich eine Solaranlage. “Ich engagiere mich seit 20 Jahren im Klimaschutz in Wetter im Rahmen der lokalen Agenda 21”, erklärt Herr Weber und fügt hinzu:

“Klimaschutz ist meine Motivation, die ich lebe! 1995 habe ich angefangen, mich mit den großen gesellschaftlichen Problemen zu befassen. Dabei ist mir der Klimaschutz als die herausragend größte Herausforderung aufgefallen.”

Im Laufe der Jahre hat sich viel getan: Im Jahr 2010 wurde die BEG-58 in Hagen mit damals noch 12 Mitgliedern gegründet. Heute besteht sie aus 277 Mitgliedern und wird von 16 Vereinen unterstützt.

Klimaschutz plus transparente Preisgestaltung

Die BEG-58 ist eine eingetragene Genossenschaft. Jeder, der sich für nachhaltige Energien einsetzen möchte, kann einen Geschäftsanteil zu 500 Euro erwerben und Mitglied werden. Durch die Einlagen werden vor allem Photovoltaikanlagen im Ennepe-Ruhr-Kreis und in Hagen ermöglicht. Die erzeugte Energie wird in das reguläre Stromnetz eingespeist. Für aktuell gebaute Anlagen  erhält die BEG-58 20 Jahre lang 12,2 Cent pro eingespeister kWh. Diese Werte gelten jedoch nur bei kleineren Photovoltaikanlagen. Der Endverbraucher unterstützt die Umstellung auf erneuerbare Energien durch die EEG-Umlage, die aktuell bei 6,354 Cent je Kilowattstunde liegt. “Beim Atomstrom weiß keiner so genau, wie hoch dieser subventioniert wird. Zum Klimaschutz tritt an dieser Stelle die Transparenz hinzu”, ergänzt Rolf Weber.

Kleine, aber viele Photovoltaikanlagen

Das Potential für Solarenergie ist im Ennepe-Ruhrkreis und in Hagen riesig: Es gibt sehr viele Dächer. Deshalb ist die BEG-58 auf diesen Bereich spezialisiert. “Bei den kleinen Dächern macht es sonst niemand”, so Rolf Weber. “Bei uns zählt: Kleine Anlagen, aber dafür in Masse.” Seit Bestehen der BEG-58 hat diese insgesamt 88 Photovoltaikanlagen mit einer Gesamtleistung von 2.685 kWp gebaut.

BEG-58
Foto: Rolf Weber

Gesetzgebung erschwert den Ausbau der Bürgerenergie

Mit der Menge des in 2016 erzeugten Solarstroms der BEG-58 konnten 500 Haushalte versorgt werden. Speicherelemente werden nicht benutzt, “…das ist noch zu teuer. Zudem müssen wir den Mietern eines Wohnhauses den Strom dann als sogenannten “Mieterstrom” verkaufen. Aber aufgrund eines Gesetzes, das im Juni 2017 erlassen wurde, sind die Auflagen zum Messwesen so komplex, dass sich der Mieterstrom für Wohnhäuser in unserer Größenordnung nicht lohnt”, so Herr Weber. “Das Wirtschaftssystem will den Gewinn maximieren. Dabei wird vergessen, dass Geld nur das Mittel sein sollte. Das Ziel muss das Gemeinwohl für alle sein!”

Die Gemeinwohlökonomie als Teil eines neuen Wirtschaftssystems

Deshalb beteiligt sich die BEG-58 auch an der Gemeinwohlökonomie: In einer Gemeinwohlbilanz, in der Kriterien des jeweiligen Unternehmens wie Menschenwürde, Solidarität und Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit und Transparenz sowie Mitentscheidung beurteilt werden, wird eine Gesamtübersicht mit Punkten erstellt. Die langfristige Idee: “In einem zukünftigen Wirtschaftssystem Vorteile gegenüber den Unternehmen haben, die sich eben nicht um diese Kriterien kümmern.” Laut Herrn Weber sei hier “viel Bewegung drin”, aber natürlich muss sich gesamtgesellschaftlich noch sehr viel tun.

BEG-58
Herr Weber setzt sich mit Leidenschaft für den Klimaschutz ein

Außerdem arbeitet die BEG-58 mit einem Energieversorgungsunternehmen aus der Region zusammen, weil ihr “Kooperation vor Konkurrenz” geht. Man wolle niemanden vom Markt verdrängen, sondern lieber gemeinsam den Klimaschutz fördern.

Junge, engagierte Menschen gewünscht

Auffällig ist, dass das Durchschnittsalter der Genossenschaftsmitglieder 57 Jahre beträgt. “Wir wünschen uns sehr, dass auch jüngere Menschen bei uns mitmachen. Aber es ist extrem schwierig, sie zu erreichen.” Seit einem halben Jahr gibt es deshalb erste Social Media-Aktivitäten, “…denn die meisten jungen Leute wissen gar nicht, dass es uns gibt. Dabei ist es so wichtig, für die eigene Zukunft zu sorgen.” Da die BEG-58 ehrenamtlich agiert, wurde bislang nicht viel Zeit in Öffentlichkeitsarbeit investiert.

Eigene Software der BEG-58 zur Überwachung der Stromproduktion

Die BEG-58 bietet eine Software namens “Solar-Watcher” an, die interessierten Genossenschaften zur Verfügung gestellt wird: “Damit kann der Stromzählerstand mit dem der Nachbaranlage verglichen werden, so dass es auch für Besitzer kleinerer Photovoltaikanlagen möglich wird, die Stromproduktion zu überwachen.”

Zusammenspiel von Klimaschutz und Konsumverhalten

Abschließend ein wichtiger Gedanke, der viel zu selten ins Auge gefasst wird: Der Umgang mit unserer Umwelt  hängt auch stark mit unserem eigenen Selbstbild zusammen, wie Rolf Weber betont: “Ich glaube, es ist ganz wichtig, vermehrt nach innen zu sehen. Bekomme ich mein Ego in den Griff oder brauche ich ständig neue Produkte, um glücklich zu sein?” Das Harmonieren von innerer Zufriedenheit mit dem, was man nach außen hin bewirkt, sei auch der Grundgedanke der GLS Bank, wie er am Ende des Gesprächs feststellt.

Dieser Beitrag ist im Rahmen der #glskoop (Blogger Kooperative mit der GLS Bank) entstanden und zuerst auf dem GLS Bank-Blog erschienen.

Fotos vom Interview: Dominik Greifenberg / Solaranlage Breslauer Straße 12 bis 18 in Wetter auf den Dächern von en-wohnen: Rolf Weber

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